13. Dezember – Weihnachtsgrüße

Der Kleine Bär saß mit Mama Bär am Tisch und schaute ihr dabei zu, wie sie unzählige Weihnachtskarten schrieb. Er bewunderte ihre wunderschöne, gleichmäßige Schrift und pustete die Tinte trocken, wenn sie mit einer Karte fertig war. Bevor diese dann in den Briefumschlag wanderte, ließ er sich den Text noch einmal vorlesen. Anschließend durfte er eine bunte Briefmarke auf den Umschlag kleben. Der Briefestapel vor ihnen wurde immer höher, denn Familie Bär hatte viele Verwandte und Bekannte.

Die Weihnachtskarten waren allesamt mit wunderschönen Motiven verziert. Doch was den Kleinen Bären am meisten faszinierte, waren die schönen Worte, die Mama Bär schrieb. Sie wünschte allen Omas, Opas, Tanten, Onkeln, Freunden und Bekannten ein fröhliches Weihnachtsfest sowie glückliche Stunden in der Familie und riet vor allem den Bärendamen, sich reich beschenken und verwöhnen zu lassen.

Da fiel dem Kleinen Bären auf, wie schade es war, dass er noch nicht schreiben konnte. Gerne hätte er selbst Weihnachtsgrüße geschrieben und verschickt. Aber er war noch zu klein, und mit Stiften konnte er lediglich malen. “Kleiner Bär”, tröstete ihn Mama Bär, “sei doch nicht traurig, ich schreibe diese Karten im Namen unserer ganzen Familie.” Mit der Tatze zeigte sie auf die Textstelle, an der sie alle Namen der Familienmitglieder notiert hatte. “Und außerdem”, fragte sie, “wer sollte von dir denn überhaupt noch Weihnachtspost erhalten? Ich schreibe doch schon allen …”

Da musste der Kleine Bär aber protestieren. “Hast du denn schon der alten, einsamen Bärendame geschrieben, die in der Bäribärtusstraße wohnt und sich immer so freut, wenn sie uns trifft?”, fragte der Kleine Bär, obwohl er die Antwort schon wusste. “Oder dem armen Bärenmann, der regelmäßig unsere Straße fegt und dabei immer lustige Lieder pfeift? Und was ist mit Knecht Ruprecht, der viel freundlicher ist, als er aussieht? Hast du ihm schon zu Weihnachten geschrieben?” Der Kleine Bär zählte noch minutenlang Bärenpersönlichkeiten auf, an die Mama Bär gar nicht gedacht hatte.

“Wenn du diesen Bären unbedingt Frohe Weihnachten wünschen willst, dann musst du dies nicht unbedingt mit Worten tun”, empfahl Mama Bär. Das, was du sagen oder schreiben möchtest, kannst du auch mit Zeichen sagen. Zeichen, die jeder versteht, ohne lesen zu können. Male deine Gedanken einfach auf weißen Karton und verschicke diese Bilder.”

Von dieser Idee war der Kleine Bär hellauf begeistert. Während Mama Bär weiße Pappe für ihn zurechtschnitt und sauber zu Klappkarten faltete, suchte der Kleine Bär in allen Ecken seines wüsten Bärenkinderzimmers nach Malstiften. Als er eine schöne Farbpallette beisammen hatte, legte er los.

Er malte den Stern von Bethlehem, das Jesulein in der Krippe, die Heiligen Drei Könige, prächtig geschmückte Tannenbäume, langhaarige Engel, bunt verpackte Geschenke, Weihnachtskugeln und -kerzen. Immer weiter, immer mehr. Ihm fielen viele Motive ein, wenn er an Weihnachten dachte.

Auf die Innenseite der Klappkarten – dort wo Mama Bär normalerweise schrieb – malte der Kleine Bär jeweils ein großes rotes Herz. Darunter platzierte er auf kunstvolle Weise einen Abdruck seiner kleinen Bärentatze, die eindeutig die Identität des Malers verriet. Das Ganze sollte so viel bedeuten wie: ZU WEIHNACHTEN VIEL LIEBE, DEIN KLEINER BÄR. Während nun auch sein Weihnachtskartenstapel wuchs, bat er Mama Bär, die richtigen Adressen auf die Umschläge zu schreiben. Die Briefmarken klebte er selbst darauf. Eilig lief der Kleine Bär zum Briefkasten. Die Bärenpostmänner würden noch heute alle Karten abholen und weiterbefördern.

An diesem Abend schlief der Kleine Bär zufrieden und glücklich ein. Das Malen der Weihnachtskarten hatte ihm große Freude gemacht und er war stolz darauf, gezeigt zu haben, dass er Worte auch ohne Buchstaben auf Papier ausdrücken konnte.

Im Traum erschien dem Kleinen Bären der Weihnachtsmann. Der lobte ihn für die schönen, selbst gebastelten Weihnachtskarten. Das Schönste, sagte er, sei die Tatsache, dass der Kleine Bär mit Liebe an die Bären gedacht hatte, an die sonst keiner mehr dachte. Zur Belohnung für diese gute Tat durfte er sich etwas wünschen. Als der Kleine Bär am nächsten Morgen aufwachte, hatte er seinen Wunsch zwar vergessen, aber er fühlte sich unsagbar froh.

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