8. Dezember – Weihnachtssterne

Heute bringe ich dir bei, wie man Weihnachts­sterne bastelt”, sagte Opa Bär. “Die hängen wir dann an Weihnachten in den Tannenbaum und in die Fenster.” Der Kleine Bär war schon ganz gespannt und konnte es gar nicht erwarten, mit seinem Opa am Bastel­tisch zu sitzen. Der Kleine Bär liebte seinen Opa Bär sehr, weil er ihm immer so schöne Dinge beibrachte und ihm zeigte, wie man aus ein paar Zweigen, Nägeln oder Brettchen die wunder­barsten Dinge bastelte. Es gab nichts, was Opa Bär nicht mit seinen Tatzen hätte anfangen können. Alles konnte er reparieren und es gab nichts, was er nicht basteln konnte. Wie und woraus würde Opa Bär wohl heute die Weihnachts­sterne herstellen?

Endlich war es so weit. Opa Bär breitete helle und dunklere Stroh­halme vor ihnen aus. Der Kleine Bär hätte damit fast Mikado gespielt, doch wozu dienten dann die zwei Bastel­scheren und die Rollen mit hauch­dünnem Goldband? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Opa Bär legte mehrere Stroh­halme so überein­ander, dass sie sich alle in der Mitte kreuzten. Dann fächerte er die Halme fein säuberlich ausein­ander, abwech­selnd hell und dunkel. Das Ganze sah nun aus wie eine Sonne mit langen Sonnen­strahlen, dachte der Kleine Bär. Damit das Ganze nicht wieder ausein­ander fiel, umwickelte Opa Bär die Halme von innen her mit dem goldenen Faden. Er führte ihn einmal über, einmal unter dem Halm entlang, immer weiter, als würde er einen Teppich weben, und hörte erst auf, als das Geflecht stabil zusam­men­hielt. “Schau mal, Kleiner Bär. Damit aus dieser Sonne nun ein Stern wird, schneiden wir an den Enden einfach Zacken in die Halme.” Schnipp, schnapp, schnipp, schnapp und fertig war ein wunder­schöner Weihnachts­stern. “Und jetzt du, Kleiner Bär!”, sagte Opa Bär, reichte ihm die Bastel­sachen und zwinkerte ihm ermutigend zu. Der Kleine Bär griff mutig zu den Stroh­halmen – er war faszi­niert von dieser Aufgabe. Opa Bär schaute ihm beim ersten Stern ruhig über die Schulter und half ihm nur dann, wenn er seine Hilfe wirklich brauchte. Den dritten Stern schaffte der Kleine Bär schon ganz alleine und es machte ihm riesigen Spaß. Bis zum Abend hatten die beiden Bären eine ganze Kiste voll mit großen und kleinen Weihnachts­sternen gebastelt. Jeder sah ein wenig anders aus, jeder Stern war einzig­artig. Keiner glich dem anderen und jeder war für sich schön. Und doch waren alle Sterne aus dem gleichen Material gemacht. Das gefiel dem Kleinen Bären sehr und am Abend nahm er diesen Gedanken mit in seinen Schlaf.

Im Traum hingen die von ihm gebas­telten Sterne nicht im Baum, sondern strahlten über seinem Bettchen am Himmel. Es gab große und kleine, helle und dunkle. Sie alle strahlten und lachten den Kleinen Bären fröhlich an. “Warum seid ihr einander so ähnlich und doch so verschieden? Ich habe euch doch alle aus den gleichen Stroh­halmen gebastelt!”, stellte der Kleine Bär verwundert fest. Da sprang einer der Sterne hinab zu ihm ins Bettchen und machte es sich neben ihm auf dem Kopfkissen bequem. “Die Sache ist ganz einfach, Kleiner Bär. Bei den Sternen ist es so wie bei euch Bären. Genau wie wir Sterne aus dem gleichen Stroh, so seid auch ihr alle aus dem gleichen Fleisch und Fell gemacht. Ihr alle habt runde Öhrchen, Tatzen und eine dicke, feuchte Nase. Doch gleich­zeitig seid ihr auch sehr verschieden. Jeder von euch sieht ein wenig anders aus. Der eine singt, der andere tanzt gerne. Jeder von euch hat ein eigenes Wesen und eigene Gedanken … Und das ist wunder­schön! Wären wir alle gleich, so wäre das Leben auf der Welt doch langweilig. Es macht Spaß, im Anderen etwas Neues zu entdecken, vielleicht etwas, was man selbst nicht hat oder kann. Denn jeder von euch ist einzig­artig und wertvoll. Behüte dieses Wissen in deinem Herzchen, Kleiner Bär. Liebe alle Bären, die jungen und die alten, die schwarzen, gelben und roten, mit Schlitz- oder Knopf­augen. Dann wirst du überall in der Welt Freunde finden, die dir ihre Geschichten erzählen!”

Als der Weihnachts­stern seine Rede beendet hatte, gab er dem schla­fenden Kleinen Bären einen Kuss und sprang wieder zurück an den Sternen­himmel, wo er mit den anderen freundlich um die Wette funkelte.

Am nächsten Morgen lagen die Weihnachts­sterne jedoch wieder in ihrer Kiste, die sie erst wieder öffnen würden, um den Baum zu schmücken.

Aber der Kleine Bär konnte sich zum Glück noch gut an seinen Traum und an den Ratschlag des Sterns erinnern.

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