22. Dezember – Schneeflocken

Alle freuten sich über die dicken Schnee­flocken, die heute vom Himmel fielen und lustig vor den Fenstern tanzten. Nur noch zweimal schlafen, dann war Weihnachten. Weiße Weihnachten. Denn wenn das Schnee­ge­stöber anhielt, dann würde bald eine neue, dicke Schnee­decke über der Landschaft liegen und alles sähe so wunder­schön aus wie im Bilderbuch.

Kaum hatte sich die Sonne einen kleinen Streifen am Himmel erobert, da lief der Kleine Bär mit seinen Geschwis­terchen hinaus. Die Bärchen hatten eine Menge Spaß, tollten wie wild im Schnee herum und erfanden ständig neue Spiele.

Es fing an mit dem Suchspiel, bei dem sich eines der Bärchen in den Schnee plumpsen ließ und die anderen es suchen mussten. Obwohl das Bärchen vor Kichern kaum still sein konnte, war es gar nicht so leicht zu finden, da es sich fast ganz unter der Schnee­decke verbarg.

Weiter ging es mit einer Schnee­ball­schlacht, bei der kein Bären­ge­sicht braun blieb. Und nachdem jedes Bärchen unfrei­willig mindestens drei Schnee­bälle gegessen hatte, ließen die Bären­kinder davon ab und bauten gemeinsam einen dicken, großen Schneemann. Als er fast fertig war, kam Opa Bär mit einem Reisig­besen hinzu, den er dem Schneemann unter den Arm klemmte. Zwei Stückchen Kohle wurden ihm als Augen einge­setzt. Oma Bär kam heraus­geeilt und spendierte eine große, orangene Mohrrübe als Nase.

Kaum war der Schneemann fertig dekoriert, da schob sich eine dicke, graue Schnee­wolke vor die Sonne. In diesem Moment wurde das Licht ganz matt und ein kalter Wind pustete den Bärchen so fest ins Gesicht, dass sie schnell zurück in die warme Stube eilten. Bei heißem Kakao und vor dem brennenden Kamin erholten sich die Bärchen schnell. Am Abend fielen die kleinen Raufbolde bärenmüde ins Heiabettchen.

Der Kleine Bär lag gemütlich in seinen warmen Kissen und Decken und träumte wohlig vom Schnee. Im Traum konnten ihm Kälte und Eis nichts anhaben, statt­dessen forderte er den Schnee dazu auf, mit ihm Fangen zu spielen. “Du musst mich zuerst fangen, lieber Schnee!” rief der Kleine Bär. Der Schnee war mit dem Vorschlag einver­standen und hielt sich die Augen zu, während er bis zehn zählte. Dann machte er die Augen wieder auf, schaute sich gründlich um und konnte seinen Spiel­ka­me­raden nicht entdecken. Daraufhin fegte der Schnee in einem Höllenka­racho rund um das Haus, kletterte auf die beschneiten Apfel­bäume hinauf und wieder hinunter. Plötzlich sah er den Popo des Kleinen Bären aus einem Schneeloch hinaus­lugen und preschte im Nu auf das Versteck zu. Der Kleine Bär merkte das sofort, huschte schnell wie die Feuerwehr hinaus aus seinem Versteck und verschwand hurtig in einem hohlen Baumstamm. Doch auch hier fand ihn der Schnee.

Dann fand der Kleine Bär es an der Zeit, die Rollen zu tauschen. “So, jetzt fange ich aber dich!”, rief der Kleine Bär dem Schnee zu. Mit zugehal­tenen Augen zählte der Kleine Bär bis zehn, während sich der Schnee das erste Versteck suchte. Als der Kleine Bär die Hände herun­ternahm, war alles um ihn herum ganz mucks­mäus­chen­still. Nichts bewegte sich … Doch! Dort hinter dem Garten­häuschen rührte sich etwas! Schnell wie der Wirbelwind sprang der Kleine Bär zu der Stelle hin und entdeckte in der Tat das Versteck.

Der Schnee konnte nirgends lange unent­deckt bleiben, da die kleinen Schnee­flocken nie still­stehen konnten. Mit ihrem Tanz verrieten sie jedes noch so gute Schnee­ver­steck. Das Lustige am Versteck­spielen mit dem Schnee war aber Folgendes: Immer dann, wenn der Kleine Bär den Schnee gefangen hatte, schmolz er ihm sofort in den Tatzen. Flutsch! und weg war er! Nur eine Spur Wasser blieb von den Schnee­flocken übrig.

Der Kleine Bär lachte sich im Traum über das lustige Spiel mit dem Schnee kaputt. Er lachte so heftig, dass ihm der Bauch weh tat und er mitten in der Nacht aufwachte. Hurtig schwang er sich aus dem Bettchen und eilte zum Fenster. Draußen rieselte immer noch der Schnee und verkündete eine Weiße Weihnacht. Der Kleine Bär öffnete das Fenster und sang dem Schnee leise das Weihnachtslied “Schnee­flöckchen, Weißröckchen” vor. Zum Dank für das schöne Ständchen ließ der Schnee seine Flöckchen noch einmal lustig vor der Nase des Kleinen Bären tanzen. Der Kleine Bär winkte ihnen noch einmal zu, bevor er das Fenster schloss und sich wieder in sein warmes Bettchen kuschelte und bis zum nächsten Morgen in tiefen Schlaf fiel.

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