10. Dezember – Weihnachtsbäckerei

In der Küche war es kuschelig warm. Oma Bär stand mit dem Kleinen Bären vor dem Küchen­tisch, auf dem sie unendlich viele Zutaten für feinsten Teig zusam­men­ge­stellt hatten. Heute würden sie Weihnachts­plätzchen backen – wie jedes Jahr. Es gäbe einfach keine Plätzchen zu kaufen, die nur annähernd so lecker schmeckten wie die von Oma Bär, behauptete der Kleine Bär. Ein schöneres Kompliment hätte er ihr gar nicht machen können und freudig machten sich die beiden an die Arbeit.

Während Oma Bär den Plätz­chenteig knetete, bestreute der Kleine Bär die Arbeits­platte und die Teigrolle mit Mehl. Als alles fertig war, rollte Oma eine dünne Schicht Teig aus. Sofort griff der Kleine Bär zu den Förmchen und begann mit dem Ausstechen. So entstanden Herzen, Sterne, Monde, Glocken und Weihnachts­männer, die er vorsichtig auf ein gebut­tertes Backblech legte. Die Motive sahen hübsch weihnachtlich aus, aber als sie sich ständig wieder­holten, wurde es dem Kleinen Bären langweilig. “Denk dir doch selbst ein paar schöne Motive aus, die du in den Teig ritzen kannst”, schlug Oma Bär vor. Daran hatte der Kleine Bär noch gar nicht gedacht. Konnte er das denn überhaupt?

Alles, was du willst, kannst du auch schaffen, Kleiner Bär!”, sagte Oma. “Du musst dir einfach nur gute Ideen ausdenken, dann findest du immer etwas, was dir Spaß macht.”

Der Kleine Bär fasste nur langsam Vertrauen in seine Fähig­keiten, kunst­volle Plätzchen auszu­stechen. Er überlegte und überlegte, seine Fantasie wirbelte viele Gedanken in seinem Kopf herum, bis er endlich eine Idee laut aussprach. “Oma Bär, meinst du, ich könnte es schaffen, eine Krippe aus Plätzchen zu backen?” “Na sicher, mein Schatz. Fang doch einfach mal an!”, antwortete die Oma.

Der Kleine Bär machte sich direkt an die Arbeit. Es entstand ein kleines Jesuskind, Maria und Josef, ein Engel, die Heiligen Drei Könige mit ihren Kronen, ein Esel und ein Schaf. Das Ganze war nicht perfekt und die Motive vielleicht auch nicht für jeden erkennbar, aber darauf kam es auch nicht an. Der Kleine Bär war unglaublich stolz. Von seinen Backwerken war er so begeistert, dass er im Anschluss auch noch einen Zoo schuf: Zebras, Kamele, Krokodile, Elefanten, Pinguine, Affen. Als Omas Plätz­chenteig aufge­braucht war, konnte er nicht weiter­machen. Ein Glück, denn jetzt merkte er erst einmal, wie erschöpft er war. Die fertigen Plätzchen breitete Oma Bär vorsichtig zum Abkühlen auf einem Rost aus.

Der Kleine Bär verzichtete auf sein Abend­essen, weil er noch ganz satt vom vielen Teigna­schen war. Glücklich und erschöpft gab er Oma Bär einen dicken Gute-Nacht-Kuss und fiel in tiefen Schlaf.

Im Traum wurde sein selbst gebackener Zoo lebendig. Die Zebras liefen in schnellem Galopp durch das Zimmer, die Kamele spazierten gemütlich umher, die Krokodile badeten im Wasch­becken, die Elefanten schwenkten ihre Rüssel, die Pinguine tippelten hin und her und die Affen schau­kelten an der Lampe. So viel war in seinem Zimmer nachts noch nie los gewesen. Seine Fantasie hatte die Plätzchen zum Leben erweckt.

Als der Kleine Bär am nächsten Morgen aufwachte, erzählte er Mama Bär und Oma Bär von seinem Traum. Beide waren ganz begeistert und freuten sich, dass der Kleine Bär eine so wunderbare Fantasie hatte. Leider traute sich nun niemand mehr, die köstlichen Plätzchen zu essen. Die Krippe musste ja sowieso noch bis zu ihrem Einsatz warten …

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